Wir sitzen in unserem wöchentlichen Nachmittagskreis: Es ertönen Klänge von meiner Kalimba. (Eine Kalimba ist ein Pling-Pling-Instrument und wird oft auch "Daumenklavier" bezeichnet. www.neuewege.at/produkt-kategorie/sansula-kalimba/) Die Kinder werden augenblicklich ruhig. Es ist so still, dass man eine Nadel am Boden fallen hören würde. Eine zauberhafte Stimmung hat sich im Raum breit gemacht: "Was rauschet, was rinnet, was rieselt so schnell, was blitzt in der Sonne, was schimmert so hell? Und als ich so fragte, da murmelt der Bach: "Der Frühling, der Frühling, der Frühling wird wach." So ertönt es immer auf die gleiche Art und Weise an unserem Spielgruppen-Nachmittag unserer wöchentlichen Eltern-Kind-Gruppe: Die etwa 1 - 3jährigen Kleinen kommen einmal in der Woche mit Mama oder Papa, manchmal auch mit Oma oder Opa in die Spielegruppe. Eine Gruppe von etwa 5 - 8 Familien trifft sich etwa 10 Mal, um gemeinsam ein einhalb Stunden an einem Nachmittag, immer mittwochs, zu singen, zu spielen, zu backen und unsere selbstgemachte Jause gemeinsam zu verzehren. "Lustig fängt der Bäcker an, was der alles backen kann: Kipferl, Weckerl und auch Brezerl, was der sich alles ausgeheckt. Alles, was den Kindern schmeckt." (während des Knetens spreche ich verschiedenste Sprücherl, die uns zum Formen und Kreieren annimieren.) Zu Beginn des Nachmittags sitze ich bereits am Tisch und bin schon bei der "Arbeit". Weckerl backen ist angesagt und leitet unsere gemeinsame Waldorf-Spielgruppe ein. Die Mütter mit ihren Kindern sind entweder schon da oder kommen noch nach und nach dazu. Sie setzen sich zu unserem fleißigen Schaffen dazu. Wenn ein Kind nicht mag, so kann es während dessen in der allgemeinen Freispielphase sich das suchen, wo es sich hingezogen fühlt im Raum. Mir fällt auf, wie emsig die Mütter ihr Kind oft anweisen, es so oder so zu machen, (ja das liegt so in uns drinnen "herumzugschafftln", und das meine ich nicht böse.) Manchmal geben wir den Kindern nicht den Raum, es auf ihre Weise zu machen und es so stehen zu lassen, wie sie es eben machen wollen. So wie das Kind es formt, ist es gut. Es ist sein Werk. Wir brauchen es weder kritisieren noch überschwänglich loben dafür. Am Schluss des Knetens, wenn der Teig alle ist, bereiten wir das Backblech mit den Weckerln vor: "Wecklein mein, Wecklein mein, wollen fein bestrichen sein", singe ich oder wir gemeinsam. Jeder darf seine Endprodukte mit Wasser bepinseln. Dazu sitzen alle noch bei Tisch, und wir geben das Häferl mit Wasser und den Pinsel in der Runde durch. Es ist wie eine "Zeremonie". Während eine(r) dran ist, sind die anderen still und wir ganz bei ihm (ihr). Ganz im Jetzt sein . . . . . und bei dieser Tätigkeit. Je ruhiger wir Erwachsenen mit Kindern sind, DA sind, desto eher nährt es das Kind und wir verströmen keine Hektik auf die Kleinen. Mit jedem Kind, das sich anschließen möchte, trage ich das fertige Backblech zum Backrohr: "Backe, backe Kuchen, der Bäcker hat gerufen: Wer will guten Kuchen backen, der muss haben 7 Sachen: Eier und Schmalz, Butter und Salz, Milch und Mehl, Safran macht den Kuchen gehl. Schieb, Schieb in Ofen rein. Die Weckerl werden bald fertig sein". (so "besingen" wir unseren Gang zum Backrohr) Kinder lieben Sprücherl und Lieder. (Auch unser eigenes innere Kind) Nun in der Freispielphase, in der die Eltern mit den Kleinen einfach spielen, frei nach dem Motto: "Was mein Herz begehrt!" bereite ich am Tisch eine kleine kreative Arbeit. Wir filzen bunte Kugeln und jeder, der will, ist dazu eingeladen. Das manuelle Tun, Werken, Kreieren, animiert Kinder in ihrem Spiel, in ihrem Schaffen. Es entsteht eine sehr harmonische Atmosphäre im Raum, manche sitzen am Tisch und filzen, Mütter unterhalten sich und tauschen sich aus über Alltägliches und was sie gerade beschäftigt, (aber nicht zuviel, denn in unserer Eltern-Kind-Gruppe achte ich darauf, dass es keine "Tratscherei" wird, sondern wir immer wieder uns ganz bewusst sind, dass wir mit unseren Kindern hier sind. MIT ihnen sind, und das heißt nicht, dass wir dauernd hinter dem Kind her sein brauchen, nein, es heißt für mich, dass wir uns dessen bewusst sind und es in unserer Aufmerksamkeit tragen. Das schafft nämlich eine ganz andere, eine liebevollere Atmosphäre. Um sich über Alltägliches auszutauschen empfehle ich das Cafehaus oder den Park, Spielplatz oder sonstwo. Die Spielegruppe jedoch möge dafür genutzt werden, um mit meinem Kind da zu sein.) Andere spielen im Raum mit den sehr liebevoll gewählten Spielsachen, die sich in den beiden Räumlichkeiten des Waldorfkindergartens, die wir in an unserem gemeinsamen Nachmittag nützen dürfen, befinden. Die Aufräumphase läute ich mit dem Koshi-Klangspiel ein. (Das ist ein sehr zartklingendes Musikinstrument. Es verströmt einen sehr sanften Klang und nährt die Seele der Kinder, die Seele von uns allen www.neuewege.at/shop/koshi-klangspiel-luft) Auch dieses ist ein "eigener Programmpunkt" und wird nicht einfach "so nebenbei" erledigt. Nein, wir räumen ganz achtsam und bewusst die Sachen wieder zurück, wo wir sie genommen haben, wo sie hingehören. Und indem Dinge immer wieder, von Stunde zu Stunde, von Woche zu Woche, von Mal zu Mal, auf die gleiche Weise passieren und ablaufen, gibt das den Kindern Sicherheit und Halt und Orientierung. Ist es zu Beginn der ersten und zweiten Nachmittage noch so, dass die Kinder noch sehr eng körperlich bei den Eltern, die Spielstunde verbringen, so beobachte ich gemeinsam mit den erwachsenen Begleitpersonen, wie die Ein- bis Dreijährigen immer mutiger und selbstbewusster mitmachen, ja sogar ganz selbstverständlich aus sich herausgehen. Sie fühlen sich durch den immer wiederkehrenden Ablauf sicher und geborgen. Das stärkt ihr Selbstvertrauen und ihr Wesen. Der Nachmittagskreis, in dem wir am Boden in einer Runde gemeinsam sitzen, beginnt. Kein Statement, wie: "So, kommt jetzt alle in den Nachmittagskreis. Wir fangen an."... Nein. Als wir alle unseren Platz am Boden gefunden haben, beginne ich, die Kalimba zu zupfen: Es wird augenblicklich still. Die Kinder sind beeindruckt von Klängen und Tönen. (In dieser Altersstufe ist die Seele der Kinder noch gar nicht vollständig im physischen Körper inkarniert. Umso wichtiger ist es, dass wir Kinder über die Sinne ansprechen (rechtshirnig) und nicht ständig mit Statesments, Aufforderungen (linksgehirnig). Ich durfte beobachten, auch aus meiner Zeit als meine eigenen Kinder noch klein waren und uns die "Rhythmen nach Waldorf" begleiteten, dass sich so das Zusammensein mit unseren Kindern um einiges harmonisieren und einfacher gestalten lässt. Manchmal bemerken wir, wie anstrengend es werden kann, wenn wir Kinder dauernd verbal zu etwas auffordern. Nebenbei erwähnt, machen sie auch ihre Ohren irgendwann einmal zu. Das merken wir sehr bald, wenn sie uns nicht mehr "hören" können. Nicht weil sie etwa "böse" oder "ungezogen" wären. Im wahrsten Sinne des Wortes: (auch aus kinesiologischer Sicht gesehen) Sie schalten ab. *) "Was rauschet, was rinnet, was rieselt so schnell, was blitzt in der Sonne, was schimmert so hell? Und als ich so fragte, da murmelt der Bach: "Der Frühling, der Frühling, der Frühling wird wach." Und so gibt es auch im Nachmittagskreis einen gewissen Rhythmus. Dinge passieren immer auf die gleiche Weise und in der gleichen Reihenfolge: Auf die Kalimba folgt ein Sprücherl, das den Kreis nach den Klängen einleitet, danach unser Frühlingssprüchlein *), wir entzünden unsere Kerze (das darf jedes Mal ein anderes Kind machen, wenn es sich schon traut), danach ein Fingerspiel, und anschließend gehe ich mit dem Öltröpfchen durch die Runde. Ich streiche mit einem wohlig duftenden Zitronen- oder Rosenöl (ein qualitativ hochwertiges ätherisches Öl) ins geöffnete Handschüsselchen von jedem, der das möchte und massiere einen kleinen Augenblick ganz zart die Haut. Wiederum etwas sehr Sinnliches. Danach schließen wir unseren Kreis mit dem Kerzerlausblasen. Dabei spreche ich unseren hierfür gedachten Auszählreim und dann ziehen wir mit einem Abschlusslied zu unserem bereits vor dem Kreis von den Müttern, und uns allen, gedeckten Jausentisch mit frisch gebackenen Weckerln, Butter, Kräutersalz, Äpfeln und Karotten (oder anderem saisonalem Obst und Gemüse). "Wir reichen uns die Hände, das Spielen ist zu Ende....Erde, die uns dies gebracht, Sonne, die es reif gemacht, liebe Sonne, liebe Erde, euer nie vergessen werde. Gesegnete Mahlzeit." So jetzt lassen wir es uns aber schmecken. Mit den Worten: "Wir reichen uns die Hände, das Essen ist zu Ende. Danke für die gute Jause." beschließen wir sie und noch einmal setze ich mich mit meiner selbstgestrickten Handpuppe Fridolin (die Kinder lieben ihn und er muss selbstverständlich bei all unseren Zusammenseins dabei sein) auf den Boden, wo zuvor der Nachmittagskreis stattgefunden ha. Ich verteile als Abschluss für jedes Kind noch eine Rosine: "Pinke, panke, pusta, wo wohnt der Schusta, wo soll er wohnen? Unten? oder oben?" ... singe ich, während ich in einer Faust die Rosine versteckt habe und die beiden verschlossenen Hände jeweils im Takt aufeinander klopfe. Danach dürfen die Kinder jeweils eine Hand wählen, in der sie meinen, dass die Rosine versteckt wäre. "Genau, genau, du bist aber schlau."....mit diesen Worten bestätige ich ihren Erfolg. Sollten sie daneben getippt haben: "Oh, der Schuster ist nicht zu Hause, der ist zu Besuch bei der Frau Krause." . . . und sie dürfen ihre Rosine in Empfang nehmen. "Noch einmal!" fordern mich die Kinder auf. Sie lieben dieses Spiel. ("Noch einmal!" Welcher Erwachsene, kennt das nicht? Wenn Kinder etwas lieben, dann wollen sie es immer und immer wieder spielen.. Wir erINNERn uns da wohl noch an unsere eigene Kindheit) Doch für heute ist es genug. Jedes Kind kommt einmal dran. Wenn es selber noch nicht so mutig ist, dann hilft natürlich die Mama oder der Papa. Aber auch hier beobachten wir mit Freude, wie die Kinder durch den immer gleichen Ablauf mutiger und mutiger werden und schon bald ganz alleine sich anklopfen trauen. Das ist sehr schön. Unsere gemeinsamen ein einhalb Stunden, die uns meistens fast zu kurz werden, sind vorbei und wir beenden diesen Nachmittag unbedingt noch mit unserem Abschlusslied. Danach verabschiede ich mich im Kreis von jedem mit einem warmen Händeschütteln und danke ihnen für ihr Dabeisein. Wir helfen alle zusammen, um den Jausentisch zu säubern, das Geschirr abzuwaschen, den Raum zu reinigen und . . . . . . freuen uns auf ein Wiedersehen beim nächsten Mal.
In unserer fortlaufenden Eltern-Kind-Gruppe (EKGr) über einen längeren Zeitraum hinweg bildete sich eine "stabile" Gruppe von Eltern und Kindern. Wir sind wahrlich "zusammengewachsen" als Gruppe. Es war eine sehr schöne Entwicklung für mich zu beobachten: Mütter kamen mit ihrem Erstlingskind, nach einer Weile wurden einige von ihnen schwanger zum Zweiten, welches also schon im Mutterbauch die EKGr miterleben durfte, während sie nach der Geburt dann mit beiden dabei war und danach, als das Ältere bereits in den Kindergarten wechselte, dann mit dem Jüngsten unsere gemeinsamen Nachmittage genoss. Bei den Älteren stellte die Kindergärtnerin fest, wie sicher und selbstbewusst die Kinder in den Kindergarten wechselten, da ihnen aus der Spielgruppe bereits so mancher Ablauf, wie auch die Räumlichkeiten vertraut waren.
Ein sehr sanfter "Übergang", wie ich finde. Und wenig, bis gar nicht, tränenreich. Das ist auch für die Eltern sehr beRUHIGend . . . Eine starke Verbindung zu uns SELBST, beginnend in unseren ersten Kinderjahren. Wie wichtig und unerlässlich für die spätere Zeit unseres Aufwachsenens, und vor allem für unser Erwachsenendasein.
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