Es ist tiefschwarze Nacht. Alles ist still. Nur das Rauschen des Windes ist zu vernehmen, der sachte durch den Wald streift. Die Äste der Bäume breiten sich wie schützende Arme über das Land. ein Hauch von Magie liegt in der Luft! Die weiße Eule sitzt erhaben auf der alten Eiche und wartet auf Beute. Späht durch die Nacht. Dreht den Kopf links, dreht ihn nach rechts, einmal rund herum. Da! Eine Maus schafft es nun nicht mehr rechtzeitig, im Erdloch zu verschwinden. Sie ist dem Jäger der Nacht hilflos ausgeliefert. Aber....was ist das? Von weiter Ferne ist ein schwaches Licht zu erkennen. ??? Ein flackerndes, loderndes Licht, das jetzt immer deutlicher wird. Beim Blick durch das Fenster des alten Waldhäusls kommt es immer klarer zum Vorschein. Näher hingesehen sind die Umrisse eines Gesichtes zu erkennen. Der Schatten des brennenden Feuers am Herd lässt die sanften Gesichtszüge einer alten Frau erkennen. Gebückt sitzt sie da. Das Gesicht dem Tisch zugewandt. Das Feuer knistert und lodert und wärmt die Hütte. Die Frau, sie scheint sehr weise, anmutig sogar. Ihr Blick ist geneigt auf eine Schüssel, einer Schüssel voll roter kleiner Kügelchen. Ihre schmalen Finger bewegen sich geschickt im Rhythmus hin und her und befreien die roten kleinen Bällchen aus einer braunen festen Schale. Stangenbohnen wurden heute tagsüber von ihren Händen geerntet, gepflückt aus dem angrenzenden kleinen Gärtlein des Waldhauses. Ein prächtiges Stück Land, liebevoll angelegt von dem Waldweiblein. Ihr Herz brennt für Mutter Erde, ihr zu dienen und ihre Gaben zu pflegen und zu umsorgen. Doch nun ist es still um das Gärtlein herum. Nur die Zwerge und Gnome bewachen die Pflanzen und Bäume bevor morgen bei Tageslicht andere fleißige Wesen und Elfen in der Erde an den Wurzeln und Würzelchen wieder ihre Arbeit übernehmen. Nur das Knistern des Feuers am Herd ist zu vernehmen und der gleichmäßige Rhythmus der in die Schüssel fallenden tiefroten Bohnen,... tock, tock, tock. Vor dem Herd neben der Alten hat sich der Kater breitgemacht, der tief und fest schläft. Noch..... Bevor er wie die Eule seinem nächtlichen Jagdtrieb folgen wird, um draußen nach Beute zu suchen. In dieser Nacht ist nicht einmal das Ticken der alten Uhr zu hören. Sie hat heute Mittag ihren Betrieb eingestellt, ihren Geist sozusagen aufgegeben. Die weise Alte sitzt ruhig da. Es erscheint fast so, als wäre nicht sie es, die diese Arbeit vollbringt. Eine besondere Muße und Stille hat sich breit gemacht. Ein Zauber von Magie! Bilder aus vergangenen Zeiten tauchen in ihr auf. Bilder des Glücks, als sie in ihren Kindheitstagen ausgelassen über die Wiesen und Felder lief. Über bewieste Hänge zu rollen, in Scheunen herumzutollen, bei der Heuarbeit und im Garten zu ernten, der Mutter und Großmutter im Haus zu helfen, beim Kuchenbacken die Schüssel auslecken zu dürfen... Oh, welche Freude! Erlebnisse aus den Tagen des Aufwachsens laufen wie ein Film vor ihrem geistigen Auge ab. Die Zeiten waren spärlich und einfach damals, aus heutiger Sicht bestimmt oft auch schwierig und beschwerlich. Aber diese Einfachheit zu erleben, auch die Langsamkeit der Zeit, lassen ihr Herz heute noch höher schlagen, lassen sie noch heute diesen besonderen Schatz in sich spüren: Den Schatz und das größte Geschenk der Dankbarkeit. Dankbarkeit über das Schöne und Einfache, das sie als Kind erlebte: Die frischen Orangen und besonderen roten Äpfel, die es eben nur zu Weihnachten gab, die leckeren Lebkuchen, die ihre Großmutter damals gebacken hatte. Es waren einfach die besten. Sie musste plötzlich an all die schönen Dinge und guten Menschen in ihrem Leben denken, die ihr Feuer am Brennen gehalten haben. Doch ihr Feuer lodert immer noch in ihren alten Tagen, brennt für die Natur und das Leben, die einfachen und schönen Dinge des Tages, dafür, das Leben zu leben und anzunehmen, wie es IST! Das Wesentliche zu schätzen. (persönlich verfasst von Andrea Agyemang)
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Juni 2023
"Betrachte das Leben als eine Wundertüte voll bunter Überraschungen - greife hinein und genieße die vielen süßen Freuden, welche die Welt dir schenkt." Kategorien
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